Interview
mit Prof. Dr. Nienhaus
Im Folgenden könnt ihr euch ein Interview von eurem Professor Dr. Martin Nienhaus durchlesen. In welchem spannende Fragen zu seinem Fachbereich, aber auch zu seiner Person gestellt wurden. So lernt ihr ihn besser kennen.
Ich habe BWL an der Uni Münster studiert. Ich hatte damals das klare Ziel, Wirtschaftsprüfer zu werden und da schien mir der Weg über ein Studium der Schnellste zu sein. Dann wurde diesem Plan leider zum Verhängnis, dass ich sehr viel Spaß an Forschung, Lehre und der akademischen Freiheit gefunden habe.
In meiner bisherigen Laufbahn hatte ich das große Glück, mit vielen besonderen und talentierten Personen zusammenarbeiten zu dürfen. Ich konnte extrem viel von diesen Personen lernen. Besonders hervorzuheben ist hier mein akademischer Vater und Lehrer, Prof. Dr. Peter Kajüter, der mich bereits sehr früh in meiner Laufbahn gefördert und gefordert hat. An meinem Beruf schätze ich sehr, dass ich von vielen klugen Köpfen umgeben bin und sich mein Denken dadurch stetig weiterentwickeln kann. Das betrifft nicht nur gestandene Personen aus dem Feld, sondern auch den täglichen Austausch mit Doktorandinnen und Doktoranden und Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern.
Rein gar nichts – ich habe den (für mich) besten Job der Welt.
Haltet durch, das Ziel entschädigt für den sehr steinigen Weg 😉.
Oh da gibt es eine Reihe von Dingen, die ich auch oft in meinen Vorlesungen in den ersten Semestern erwähne:
- Fangt frühzeitig mit dem Lernen an – der Stoff ist zwar größtenteils nicht kompliziert, aber es ist einfach viel
- Fangt früh an, auch englischsprachige Veranstaltungen zu besuchen, das Arbeitsleben wird später auch nicht nur auf Deutsch stattfinden
- Noten sind wichtig! Aber nicht alles.
- Schaut links und rechts und engagiert euch neben dem Studium, sei es in einer Studierendeninitiative, als Hilfskraft an einem Lehrstuhl, mit Praktika in den Semesterferien oder mit dem Besuchen der zahlreichen Events, die an der RUB und an unserem Fachbereich stattfinden
- Macht ein Auslandssemester, das sind einmalige Erfahrung, nicht nur auf fachlicher, sondern vor allem auf der persönlichen Ebene
- Habt Spaß! An die Freiheiten des Studiums wird man sich gerne zurückerinnern.
- …
Eigentlich begeistern mich alle unsere aktuellen Projekte sehr, ansonsten würde ich sie wahrscheinlich gar nicht verfolgen. Ganz ehrlich kann ich aber auch sehr gut loslassen, so dass ich noch keine schlaflose Nacht oder Kopfschmerzen hatte 😉. Einzig die Fülle der möglichen Forschungsthemen stellt meine Doktorandinnen, Doktoranden und mich stetig vor die Qual der Wahl.
Ich bin am meisten stolz, was wir als FINACC, also als Team des Lehrstuhls für Financial Accounting, hier in diesem Jahr aufgebaut haben. Der Wechsel von Frankfurt nach Bochum hat von uns allen, aber insb. von meinen Mitarbeitenden viel abverlangt. Trotzdem haben wir es geschafft, neben den neuen Lehrveranstaltungen und all den anderen Aktivitäten, die Forschung nicht zu vernachlässigen. Ganz im Gegenteil: wir konnten eine Reihe an tollen Konferenzen und Doktorandenseminaren besuchen, unsere Paper haben es in weitere Runden bei Journals geschafft und wir waren erfolgreich beim Einwerben reputierlicher Forschungsfördergelder. Das freut mich sehr und dafür bin ich sehr stolz auf mein Team!
Für mich ist die Präsenzlehre Dreh- und Angelpunkt der universitären Lehre und es ist einfach schön, wieder gemeinsam mit den Studierenden im Hörsaal stehen zu können. Nichtsdestotrotz macht es keinen Sinn, wieder komplett zum Status Quo vor Corona zurückzukehren. Welche Formen hier sinnvoll sind werden wir gemeinsam mit unseren Studierenden erproben. Dies ist auf jeden ein Thema, zu dem wir Lehrenden uns viel austauschen.
Ein verwandtes Thema ist die Frage, inwiefern wir unsere Lehre in hybrider Form anbieten— sei es im Livestream und/oder mit Aufzeichnung. Hier kommen auch neue Realitäten auf uns zu. Bereits vor Corona mussten viele unserer Studierenden nebenher arbeiten, um sich das Studium finanzieren zu können. Diese Notwendigkeit wird durch die aktuellen Entwicklungen der Lebenshaltungskosten noch verschärft. Auch wenn das Studium sicher die Haupttätigkeit sein sollte, dürfen wir es Studierenden, die bereits jetzt schwierige Bedingungen haben, nicht noch schwieriger machen. Genau an dieser Stelle kann ein Hybridangebot natürlich Flexibilität schaffen. Wir werden hier sehen, was die Zukunft bringt.
Also mein Auslandsaufenthalt in Australien während des Studiums war von Anfang bis Ende durch sehr viel Spaß geprägt. Ich habe Freunde aus der ganzen Welt kennengelernt, bin viel rumgereist und konnte das Leben in vollen Zügen genießen. Die beiden anderen Auslandsaufenthalte in den USA an der Penn State und in Berkeley während bzw. nach meiner Promotion waren da deutlich stärker fachlich geprägt. Hier hatte ich die Möglichkeit, sehr viel von den US-amerikanischen Kolleginnen und Kollegen zu lernen, was heute noch einen großen Einfluss auf meine Forschung hat.
Meine Mitarbeitenden und ich möchten zeigen, dass hinter Accounting mehr steckt als Bilanzierungsfragen und trockene Berichterstattung. Ist es z.B. überhaupt ökonomisch sinnvoll, Unternehmen zur finanziellen oder nichtfinanziellen Berichterstattung zu zwingen? So etwas empirisch zu untersuchen ist sehr schwierig aber auch unheimlich spannend. Das motiviert uns, die Frage aus verschiedenen Blickpunkten zu beleuchten.
Das Besondere an unserem Fachbereich „Wirtschaftswissenschaft“ steckt bereits im Namen, an den meisten Unis spricht man nämlich von „Wirtschaftswissenschaften“. Die Integration der Fachbereiche in BWL und VWL wird wirklich gelebt, z.B. mit den Bereichen SMD, CURE oder FAACT. Dadurch erhalten unsere Studierenden exzellente Lehre von Professorinnen und Professoren mit hervorragenden Forschungs- und Praxisprofilen. Das in Kombination mit dem Standortvorteil „Ruhrgebiet“ öffnet unseren Studierenden viele spannende Türen.
Das hört sich vielleicht zuerst etwas traurig an, aber neben meiner Familie mit zwei kleinen Kindern und meinem Job bleibt gar nicht viel Zeit für Hobbys. Auf der anderen Seite verbringe ich auch einfach sehr gerne Zeit mit meiner Familie und mein Job ist irgendwie auch so ein halbes Hobby. Wenn ich beispielweise einen neuen Datensatz für ein Forschungsprojekt bekomme, dann setze ich mich mit Freude auch gerne nochmal abends an den Rechner, um ein paar Regressionen laufen zu laufen. Es gibt aber auch Dinge wie Gremiensitzungen etc., die nicht vergnügungssteuerpflichtig sind 😉.
Im Ruhrgebiet kommt man mit dieser Frage vor allem im Fußball schnell auf’s Glatteis. Glücklicherweise bin ich dabei neutraler Beobachter. Derzeit schaue ich am liebsten Spiele vom Handballverein meiner Frau und Tochter 😊.