6. Mai 2022
Rückblick auf den Festakt - Ehrendoktortitel der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der RUB für Nobelpreisträger David E. Card
Am Mittwoch, den 4. Mai hat Prof. Dr. h. c. David E. Card, Ph.D. im Rahmen eines Festaktes im Audimax der Ruhr-Universität Bochum (RUB) die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der RUB entgegengenommen. Zum Festakt hatten die RUB und das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung eingeladen. Prof. Card wurde im vergangenen Dezember für seine empirischen Beiträge zur Arbeitsökonomie der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen. Er ist der Doktorvater von Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph M. Schmidt, dem Präsidenten des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik und angewandte Ökonometrie an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Frau Prof. Dr. Kornelia Freitag, der Prorektorin für Studium und Lehre der RUB. Für die passende musikalische Begleitung auf der großen Klais-Orgel im Audimax sorgte der Essener Domorganist, Herr Sebastian Küchler-Blessing.
„Um bestmögliche Antworten auf herausfordernde Fragen zu finden, braucht es Wissenschaftler wie Professor David Card.“
Der Rektor der RUB, Prof. Dr. Martin Paul begrüßte die 200 geladenen Gäste aus Politik und Wissenschaft und würdigte den Preisträger. „Mit David Card verleihen wir die Ehrendoktorwürde an einen herausragenden Forscher. Seine bahnbrechenden Arbeiten haben die empirische Forschung in der Mikroökonomie revolutioniert und die auf den Arbeitsmarkt grundlegend verändert. Die Arbeit von David Card weist aber auch auf eine besondere Verbindung zwischen unserer Universität und dem RWI in Essen hin, auf die wir sehr stolz sind. Diese enge Verbindung spiegelt sich in der Tatsache wider, dass der Präsident und der Vizepräsident des RWI gleichzeitig Professoren an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der RUB sind, aber auch in gemeinsamen Projekten wie der gemeinsamen wirtschaftswissenschaftlichen Doktorandenausbildung an der UAR zusammen mit dem RWI, der Ruhr Graduate School in Economics. Die zahlreichen Aktivitäten atmen den methodischen Geist von David Card und seinen Mitstreitern, evidenzbasierte Wirtschaftspolitikberatung als Standard zu etablieren. Ich möchte deshalb auch Christoph M. Schmidt ausdrücklich für seine Initiative danken, David Card als Nobelpreisträger die Ehrendoktorwürde der Ruhr-Universität Bochum zu verleihen“.
Es folgten Grußworte vom Hendrik Wüst, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen. „Um bestmögliche Antworten auf herausfordernde Fragen zu finden, braucht es Wissenschaftler wie Professor David Card, die mit der passenden Methodik, zielgenauen Fragestellungen und kluger Forschung helfen, die größten Probleme unserer Zeit zu lösen. Mit seinen empirischen Beiträgen zur Arbeitsökonomie hat David Card die Wirtschaftswissenschaft revolutioniert und wichtige Erkenntnisse über den Arbeitsmarkt geliefert. Seine Forschung ist nicht nur von akademischem Interesse, sondern auch für die Politik wichtig – gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen. Hierfür hat er 2021 den Wirtschafts-Nobelpreis erhalten. Nun ehrt die Ruhr-Universität Bochum, eine international angesehene Forschungsreinrichtung, David Card mit der Ehrendoktorwürde. Zu dieser Auszeichnung gratuliere ich ihm herzlich.“, so Wüst.
„Die Fragen, denen Professor Dr. Card nachgeht und die Forschung, die er betreibt, könnten nicht besser zu Bochum passen.“
Auch der Bürgermeister der Stadt Bochum, Dr. Sascha Dewender, richtete Grußworte an den Preisträger und betonte: „Ob Bildung, Ungleichheit, Einwanderung, Mindestlöhne oder Geschlechtergerechtigkeit: Die Fragen, denen Professor Dr. Card nachgeht und die Forschung, die er betreibt, könnten nicht besser zu Bochum passen. Es freut mich sehr, ihm im Namen der Stadt zur Ehrendoktorwürde gratulieren zu dürfen.“
„Prof. Card hat unsere Disziplin wirklich verändert.“
Nach einem musikalischen Zwischenspiel an der Orgel würdigte Prof. Dr. Michael Roos, der Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, die außergewöhnlichen fachlichen Leistungen von Prof. Card: „Die meisten Wissenschaftler haben einen relativ geringen Einfluss auf die Wissenschaft als Ganzes, aber einige wenige Forscher sind wirklich herausragend und hinterlassen weithin sichtbare Spuren. Prof. Card ist einer von ihnen. Er hat unsere Disziplin wirklich verändert. Wir alle profitieren von diesen Persönlichkeiten, die neue Forschungsfelder erschließen und neue Methoden bereitstellen. Deshalb ist es nur fair, diese wirklich herausragenden Forscher zu feiern und zu ehren, und genau das tun wir heute.“
In seiner Laudatio dankte Prof. Schmidt seinem Doktorvater dafür, den langen Weg auf sich genommen zu haben, um an dem Festakt teilzunehmen. „Mit der Ehrenpromotion würdigt die Ruhr-Universität die unschätzbaren Beiträge, die David Card zur Entwicklung der Wirtschaftswissenschaft geleistet hat. Es erfüllt uns mit großem Stolz, dass er diese Würdigung angenommen hat und auf diese Weise seine Verbundenheit mit der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der RUB – und auch dem RWI – so deutlich zeigt.“, so Schmidt.
„Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten mit großem Interesse verfolgt, wie sich das Ruhrgebiet mehr und mehr zum Forschungsstandort entwickelt hat.“
Die feierliche Übergabe der Urkunde erfolgte durch den Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, Herrn Prof. Michael Roos.
Bei seinen anschließenden Dankesworten unterstrich der Nobelpreisträger seinen Bezug zu der Region:
„Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten mit großem Interesse verfolgt, wie sich das Ruhrgebiet mehr und mehr zum Forschungsstandort entwickelt hat. Durch die Ehrendoktorwürde der Ruhr-Universität Bochum fühle ich mich sehr geehrt und bedanke mich dafür herzlich bei allen Beteiligten.“
Ein musikalischer Ausklang und der anschließende Empfang im Foyer des Audimax gaben dem feierlichen Teil des Festaktes einen würdigen Abschluss.
Vortrag vor Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden
Die Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft waren im Anschluss zu einem öffentlichen Vortrag eingeladen und erhielten so auch die Gelegenheit, in den direkten Austausch mit dem aktuellen Wirtschaftsnobelpreisträger. Unter dem Titel: „Design‐based research in empirical microeconomics“ rekapitulierte Prof. Card einen Teil seiner Nobelvorlesung. Bei der anschließenden lebhaften Diskussion mit den Studierenden gab der Preisträger dem Publikum auch persönliche Einblicke in seine Laufbahn und seine weiteren Forschungsinteressen.
Der Preisträger
David E. Card ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of California in Berkeley und Direktor des Center for Labor Economics und des Econometric Lab. Bevor er nach Berkeley kam, lehrte er in den Jahren 1982 und 1983 an der University of Chicago und von 1983 bis 1996 an der Princeton University. Er hatte Gastaufenthalte an der Columbia University, der Harvard University, der UCLA und dem Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences. 1995 erhielt Card den John-Bates-Clark-Preis der American Economic Association (AEA), der an einen Wirtschaftswissenschaftler unter 40 Jahren verliehen wird, dessen Arbeit als der bedeutendste Beitrag zum Fachgebiet angesehen wird. Gekrönt wurde seine Forscherkarriere mit dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften im Jahr 2021.
Die Forschungsinteressen von Prof. Card umfassen Lohnfindung, Bildung, Ungleichheit, Einwanderung und geschlechtsspezifische Fragen. Anfang der 1990er-Jahre erregte Card viel Aufmerksamkeit, weil er zusammen mit seinem damaligen Kollegen Prof. Alan B. Krueger von der Princeton University herausfand, dass die Erhöhung des Mindestlohns in New Jersey entgegen der weit verbreiteten Meinung unter Wirtschaftswissenschaftlern nicht zu einem Abbau von Arbeitsplätzen bei Fast-Food-Unternehmen in diesem Bundesstaat führte. Ein Großteil seiner Arbeit konzentriert sich auf einen Vergleich zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada in verschiedenen Themenbereichen. In Bezug auf die Einwanderung hat Card gezeigt, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen von Neueinwanderern auf die Arbeitslosenquote minimal sind und diese auch nur geringe oder keine Auswirkungen auf die Löhne haben.
David E. Card ist zudem der Doktorvater von Christoph M. Schmidt. Der frühere Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist Präsident des RWI und Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik und angewandte Ökonometrie an der RUB-Fakultät für Wirtschaftswissenschaft.
Die ehrenden Institutionen
Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum gehört mit knapp 3.600 Studierenden und über 30 Professorinnen und Professoren zu den größten Fakultäten der RUB. Seit ihrem Bestehen steht sie für einen integrativen Ansatz, der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre kombiniert und weithin als „Bochumer Modell“ bekannt ist. Der Schwerpunkt der Forschung liegt auf angewandter, empirischer Forschung zu unternehmerisch und politisch relevanten Fragen. Unter dem Leitbild der Fakultät „Bridging 2030 – Veränderungen verantwortungsvoll gestalten in Wirtschaft und Politik“ fokussieren fünf thematische Kompetenzfelder diejenigen Aspekte des gesellschaftlichen Wandels, in denen ökonomische Triebkräfte eine entscheidende Rolle spielen. Die Kompetenzfelder stehen für folgende Inhalte: Finanzielle Unternehmensführung, Vertriebsorientierung von Geschäftsmodellen, Unternehmensgründung und –transformation, Ökonomie des Umweltwandels sowie des regionalen und globalen Wandels.
Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (vormals Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung) ist ein führendes Zentrum für wissenschaftliche Forschung und evidenzbasierte Politikberatung in Deutschland und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es wurde 1926 gegründet und arbeitet seit 1943 in rechtlicher Selbständigkeit als eingetragener Verein; es dient ausschließlich gemeinnützigen Zwecken. Das RWI informiert mit seinen Arbeiten über ökonomische Entwicklungen und deren Ursachen, erleichtert Politik und Unternehmen sachgerechte Entscheidungen und fördert in der Öffentlichkeit das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge.