Stromnetzausbau vor Ort
Kompetenzfeld/er:
Über das Projekt
Freileitungsbau / Quelle: Amprion GmbH / Daniel Schumann
Der Ausbau des Stromnetzes im Höchstspanungsbereich gilt als „Flaschenhals der Energiewende“, der jedoch in Deutschland seit vielen Jahren hinter dem eigentlichen Zeitplan zurückliegt. So wurden bis zum Jahr 2022 nur ungefähr ein Sechstel der geplanten Trassenkilometer fertiggestellt. Laut des aktuellen Netzentwicklungsplans werden sich Tempo und Intensität der Netzverstärkung und des Netzausbaus gleichzeitig weiter erhöhen. Einzelne Kreise, Städte und Gemeinden sind vom Netzausbau besonders stark betroffen und müssen sich oft mit einer Vielzahl weiterer Infrastrukturprojekte, wie z.B. im Verkehrsbereich, auseinandersetzen. Dies führt häufig zu einer mangelnden Verfügbarkeit von Flächen vor Ort und Überforderungssituationen in den Kommunen, die all diese unterschiedlichen Vorhaben fachlich wie politisch qualifiziert begleiten müssen. Häufig entstehen in diesem Kontext intensive Debatten und teilweise auch aktive Widerstände vor Ort, die von einer „Ja, aber“-Mentalität bestimmt werden – von einer grundsätzlichen Zustimmung zur Energiewende, aber einer Ablehnung des konkreten Trassenverlaufs vor Ort.
Das Forschungsprojekt „Stromnetzausbau vor Ort“ setzt an dieser Stelle an und untersucht,
auf welche konkreten Herausforderungen der notwendige Netzausbau als Folge und Bestandteil der beschlossenen Energiewende vor Ort stößt.
Dazu werden in Zusammenarbeit mit dem Projektpartner Amprion, der als einer von vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland Vorhabenträger bei einer Vielzahl von neuen Stromtrassen ist, zwei Vorhaben in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen über einen Zeitraum von vier Jahren wissenschaftlich begleitet. Gerade die Kommunen in diesen Bundesländern sind als wesentliche Transitregionen besonders stark von verschiedensten Infrastrukturprojekten betroffen.
Die Forschenden am CURE werden die Situation in diesen Kommunen analysieren und gleichzeitig Einblicke in die Planungsprozesse von Amprion im Vorfeld der Genehmigungsverfahren erhalten. Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts stehen folgende Fragen:
- Welche Stakeholdergruppen und Allianzen – für oder gegen die Leitungsvorhaben – prägen den Planungsprozess vor Ort und wie geht der Übertragungsnetzbetreiber als Vorhabenträger dieser Projekte damit um?
- Welche Rolle spielen Flächeneigentümer:innen und wie werden diese Akteure und ihre Interessen vom Übertragungsnetzbetreiber mit einbezogen?
- Wie lassen sich Konflikte um die Nutzung der begrenzt verfügbaren Flächen und die Mehrfachbelastung einiger Kommunen bearbeiten? Welchen Beitrag kann der Übertragungsnetzbetreiber dazu leisten und wo ist er in seinem Handlungsspielraum limitiert?
Durch den engen Praxisbezug und eine Fokussierung auf aktuelle Herausforderungen, soll das Projekt Ergebnisse hervorbringen, die sowohl einen akademischen Beitrag als auch einen Mehrwert für Akteure aus Praxis und Politik generieren können.
Kontakt:
Marius Rogall
Tel.: +49 (0)234 32-24137
E-Mail: marius.rogall@rub.de
Projektlaufzeit
02/2023
12/2026